Neuzugang aus Tecklenburg: Matthis Horstjan folgt seinem Bruder Joscha zum USC-Bundesliga-Team
Tecklenburg? Kein Tippfehler. Knapp 10.000 Einwohner, ländlich gelegen inmitten der Gemeinden Ladbergen, Lengerich und Westerkappeln im Kreis Steinfurt. Keine Metropolen, aber zumindest in der Nähe von Osnabrück und gerade noch im nordwestlichsten Zipfel von Nordrhein-Westfalen. Eine Festspielstadt mit vielen Fachwerkhäusern – dazu eine kleine, aber feine Adresse für guten Volleyball.
Da kommt er also her, der einzige Neuzugang im Kader des USC: Matthis Horstjan, 20 Jahre alt, Abitur in der Tasche und kaum Gepäck dabei. „Solange die Saison noch nicht läuft, fahre ich am Wochenende gerne mal nach Hause“, räumt der Bruder von Mittelblocker Joscha Horstjan ein. „Zum Feiern“, fügt der schmunzelnd hinzu.
Mit Feiern hat das Engagement des Universalspielers mit Annahmequalitäten eine Menge zu tun, basiert die Familienbande doch nicht zuletzt auf dem Besuch der Horstjans beim Braunschweiger Weihnachtsmarkt. Schnell fand Matthis Gefallen an der „großen Stadt“. 25 mal größer als die, in der er aufgewachsen ist, musste er nicht zwei Mal überlegen, um bei den Löwenstädter anzuheuern. „Den USC kannte ich schon aus Spielen auf Landesebene“, erklärt Matthis. Vielfach standen sich die Tebu Volleys aus dem Westen den Ost-Niedersachsen erst im Finale gegenüber – und reisten anschließend gemeinsam zu nationalen Titelkämpfen. Nun stehen sie auch gemeinsam auf dem Feld.
In der letzten Saison kämpften Braunschweig und Tecklenburg beide um Punkte in der Bundesliga. Der Aufsteiger hatte zuvor mit dem Einzug ins Viertelfinale des DVV-Pokals von sich reden gemacht – Horstjans bislang größter sportlicher Erfolg neben Rang drei beim Bundespokal, dem Vergleich der besten Volleyballer aller Bundesländer. Am Ende der vergangenen Spielzeit reichte es für den einen nicht, für den anderen nur durch die Hintertür. Braunschweig hielt die Klasse, Tecklenburg trat den Gang in Liga drei an – und Matthis Horstjan nutzte die Gelegenheit, sich neu zu orientieren, schrieb sich zudem in den Studiengang Bauingenieurwesen an der hiesigen Universität ein.
Der Einstieg beim USC lief folglich reibungslos ab – außer, so verrät Trainer Markus Weber, dass die Verantwortlichen für einen Moment überlegt hatten, den „Neuen“ erst einmal in der Regionalliga einzusetzen, was nach dem ersten Probetraining umgehend verworfen wurde. Und es soll weiter laufen: „Wenn alles stimmt, können wir auch in der oberen Tabellenhälfte landen“, zeigt sich der Ex-Landesauswahlspieler optimistisch. Matthis will fleißig daran mitwirken, schätzt die neuen Impulse, die er in Braunschweig bekommt. Zum Beispiel den für ihn neuen Annahmeriegel, andere Schwerpunkte bei der Technik oder die aktuell anstehende Verbesserung im Aufschlag bei allen Spielern. Das wichtigste für ihn sei, sich persönlich in einem gut funktionierenden Team weiterzuentwickeln.
Trainer Weber lobt die universelle Einsetzbarkeit seines Neuzugangs: „Matthis hat gute Fähigkeiten für den Einsatz auf der vier. Er kann aber auch auf der Diagonalposition eingesetzt werden.“ Dies bewies er jüngst bei einem Turnier, wo Webers Team gegen Titelkandidat Giesen stark aufspielte.
Giesen? Titelkandidat? Wieder kein Tippfehler. Und ein weiterer Beweis, dass Volleyball nicht nur in großen Städten erfolgreich gespielt wird, wo auch Matthis Horstjan sein Handwerk gelernt hat. Der feierte nach dem Turnier – na, wo wohl – erst einmal daheim mit Freunden in Emsbüren. Aber das, so Matthis, soll mit dem ersten Match am kommenden Wochenende in die neue Heimat verlegt werden.